In diesem Beitrag möchte ich einige literarischen Werke der Bergwelt vorstellen, die vielleicht nicht so bekannt sind, aber dennoch fesselnde Abenteuer, inspirierende Geschichten und tiefgehende Einblicke in die Welt des Bergsteigens bieten. Also tauchen wir ein in die weniger bekannten, aber dennoch beeindruckenden Erzählungen, die das Herz jedes Bergliebhabers höherschlagen lassen werden.
Selig, wer in Träumen stirbt – von Robert Steiner
In diesem packenden Buch gewährt Robert Steiner einen faszinierenden Einblick in seine dramatischen Erlebnisse während eines riskanten Aufstiegs in die Nordwand der Grandes Jorasses in den französischen Alpen. Schon zu Beginn zeichnet sich ein Bild des ambitionierten, manchmal sogar überheblich wirkenden Bergsteigers ab, der mit seinem Kletterpartner und zwei unterwegs kennengelernten Bergsteigern einen anspruchsvollen Aufstieg wagt.
Die Tour, von Anfang an unter keinem guten Stern stehend, wird durch schlechte körperliche Voraussetzungen, mangelhafte Ausrüstung und zunehmende Fehler und Unachtsamkeiten der Gruppe verzögert. Schließlich führt dies zu einem verhängnisvollen Unfall, aus dem der Autor erst nach zwei Tagen von den Profis der Bergwacht gerettet werden kann. Die Handlung schildert die dramatischen Ereignisse, die sich in den eisigen Höhen der Alpen entfalten.
Obwohl der anfängliche Schreibstil des Autors als etwas gestelzt erscheint, gewinnt er im Verlauf der Geschichte an Authentizität, insbesondere wenn es um Steiner’s Gedanken und Emotionen nach dem Unfall geht. Die eindringlichen Schilderungen lassen den Leser erahnen, welch intensive Erfahrung der Bergsteiger durchlebt hat. Steiner bleibt dabei selbstkritisch, offenbart Fehler und seine mangelnde körperliche Fitness zu jenem Zeitpunkt, was ihn äußerst sympathisch macht.
Insgesamt präsentiert dieses Buch eine äußerst spannende und gut geschriebene Lektüre. Es lässt sich leicht lesen, auch wenn die Beschreibungen der Geschehnisse einem oft den Atem stocken lassen.
Das Leben als Reise – Herbert Tichy
Dieses Buch wirft einen faszinierenden Blick auf die facettenreiche Persönlichkeit von Herbert Tichy, weit über seine Rolle als Erstbesteiger des Cho Oyu hinaus. Mit 42 Jahren leitete er eine Expedition, die mit minimaler Ausrüstung und schweren Erfrierungen an den Händen den Cho Oyu bezwang – eine Pionierleistung.
Herbert Tichy war jedoch nicht nur ein Bergsteiger. Schon in seinen frühen Zwanzigern machte sich der Abenteurer auf, Indien zu erkunden, verkleidet als Pilger. Er umrundete heimlich den heiligen Berg Kailash und versuchte, den Siebentausender Gurla Mandata im Alpinstil zu erklimmen. Diese Reiselust führte ihn auch nach Alaska. Während des Zweiten Weltkriegs, als NSDAP-Mitglied, war er als Kriegsberichterstatter der Nazis in China tätig und verbrachte insgesamt sieben Jahre dort. Seine Erfahrungen reichten von einer kurzen Ehe mit einer Französin bis hin zu seinen Begegnungen mit der Apartheid in Südafrika und seinem Leben mit Joy Adamson und der Löwin Elsa in Kenia.
Obwohl ihm Kreisky eine Karriere im diplomatischen Dienst anbot, lehnte Tichy ab, um weiter zu reisen und zu schreiben. Diese Entscheidungen prägten sein Leben genauso wie seine Bescheidenheit, sein Understatement, seine Ironie und seine Liebe zu Zigaretten und Alkohol.
Das Buch enthält auch berührende Erinnerungen von temporären Begleitern wie Susanne Hochwälder, Kurt Diemberger, Sepp Jöchler, Wolfgang Nairz, Peter Habeler und Lutz Maurer. Insgesamt ist dieses Werk, herausgegeben vom Verein Menschenwege – Götterberge, eine lohnenswerte Lektüre, die uneingeschränkt empfohlen werden kann.
Der Eispapst: Die Akte Welzenbach – von Reinhold Messner
Reinhold Messner enthüllt in seinem neuesten Werk das faszinierende Leben und den tragischen Tod von Dr. Wilhelm Welzenbach, auch bekannt als der „Eispapst“. Welzenbach, der als erster Eishaken beim Klettern einsetzte und als der beste Kletterer seiner Ära galt, fiel den politischen Intrigen der 30er Jahre zum Opfer.
Wilhelm Welzenbach, Mitglied des Akademischen Alpenvereins München, wurde in den 20er Jahren zu einem der herausragendsten Kletterer seiner Zeit. Er war nicht nur ein erstklassiger Steileistechniker, der auf technische Hilfsmittel nur im äußersten Notfall zurückgriff, sondern führte auch 50 Erstbegehungen durch, darunter viele in den Ostalpen und den Westalpen.
Welzenbach, der sich als Purist und begeisterter Kletterer zeigte, beschäftigte sich zudem wissenschaftlich mit Schneeablagerungen, drehte den ersten Lawinenlehrfilm der Welt und trug zur Entwicklung neuer Kletterskalen bei. Als Mitglied der Deutschen Nanga-Parbat-Expedition 1934 kam er jedoch tragisch ums Leben.
In seinem Buch mit 14 Kapiteln und über 400 Seiten beleuchtet Messner das Leben von Welzenbach sowie die Intrigen, die gegen ihn gesponnen wurden. Messner geht den Fragen auf den Grund und enthüllt die politischen Machenschaften, die zum Verlust von Welzenbachs Führungsanspruch und schließlich zu seinem Tod führten.
Messners Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer für Wilhelm Welzenbach, den herausragenden Alpinisten der 20er und 30er Jahre. Das Werk wirft einen Blick auf die Anfänge des Bergsteigens vor 100 Jahren und kritisiert den damaligen deutschen Alpenverein, der durch politische Einflussnahme den Weg für tragische Ereignisse ebnete. Eine fesselnde Lektüre für Bergliebhaber, die sich für die Wurzeln des Bergsteigens und die Geschichte dieser beeindruckenden Persönlichkeit interessieren.
Gefangener der Annapurna – von Jean-Christophe Lafaille
Jean-Christophe Lafaille enthüllt in seinem Buch einen zehn Jahre währenden Kampf um die erfolgreiche Besteigung der Annapurna. Der erste Versuch im Jahr 1992 endet tragisch mit dem Tod seines Kletterpartners Beghin, und Lafaille selbst entkommt nur knapp dem Tod. Nach seiner Genesung kehrt er zum Bergsteigen zurück, erklimmt im Laufe der Jahre mehrere Achttausender wie Cho Oyu und Shisha Pangma, während er gleichzeitig seine Bemühungen fortsetzt, die Annapurna zu bezwingen.
Dieses Buch geht weit über bloße Daten und Fakten hinaus. Lafaille gewährt den Lesern einen tiefen Einblick in die Herausforderungen des Extrembergsteigens und die damit verbundenen Qualen, sowohl psychisch als auch physisch. Die persönlichen Erfahrungen während des dramatischen Abstiegs im Jahr 1992 bilden für mich den Höhepunkt des Buches.
Lafaille teilt auch seine Philosophie und Sichtweise auf Berge, Natur und die „richtige“ Art des Kletterns. Obwohl diese Einschätzungen subjektiv sind und nicht jeder sie teilen muss, hat er das Recht, seinen Standpunkt zu vertreten. Eine sehr puristische und idealistische Einstellung wird hier deutlich, die ich persönlich als sympathisch und bewundernswert empfinde.
Die literarische Qualität des Buches ist bemerkenswert, es liest sich flüssig und fesselnd. Der Stil des Autors und die faszinierende Handlung machen es schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Insgesamt ist dieses Buch ein beeindruckendes Werk, das den Leser in eine faszinierende, wenn auch erschreckende Welt entführt. Absolut empfehlenswert!
Die letzte Umarmung des Berges – von Silke Unterkircher
In einer einzigen fesselnden Nacht habe ich die Seiten des Buches „Die letzte Umarmung des Berges: Das kurze, abenteuerliche Leben des Karl Unterkircher“ verschlungen. Dieses Werk hat mich mit seiner packenden Erzählweise und tiefen Emotionen von Anfang bis Ende gefesselt. Nachdem ich zuvor „Teufelswand“ von Unterkirchers Weggefährten Nones und Kehrer gelesen hatte, war mein Verlangen nach mehr unaufhaltsam. Nones verunglückte 2010 über eine neue Route an der Süd-West-Wand des Cho Oyu.
Silke Unterkircher, die beeindruckende Witwe von Karl Unterkircher, berichtet ergreifend von ihrer Situation. Sie findet Worte für ihre Liebe, wenn ihr Mann sich auf Expeditionen mit hohem Risiko begab, um seinen Traum zu leben. Hier drängt sich unweigerlich die Frage auf, wie man selbst in einer solchen Situation entscheiden würde und wieviel Freiheit man dem Partner eigentlich geben kann.
Das Buch wirkt nachhaltig und lässt den Leser über einen Menschen nachdenken, dem unsere Welt zu laut, zu hektisch und im letzten Grund auch krank und schädlich erschien. In beiden Büchern wird Karl als zurückhaltender Mensch mit großem bergsteigerischem Ehrgeiz geschildert. Die Autorin vermittelt auf diese Weise durch Ihre Erzählung eine tiefgreifende Botschaft, die über das Abenteuerliche hinausgeht.
Ich empfehle dieses Buch von Herzen und wünsche ihm viele Leserinnen und Leser. Es ist eine Reise durch die Höhen und Tiefen des Lebens, die den Leser nicht nur durch die Berggipfel führt, sondern auch in die Tiefen der menschlichen Seele.