Die Idee den Elbrus zu besteigen kam für mich spontan und damit relativ kurzfristig vor meiner Abreise Anfang August.

Ursprünglich wollte ich auf die größten Berge der Länder im Kaukasus, mit der Ausnahme des Elbrus. Zwei Dinge haben sich ergeben, dass sich das geändert hat.

Erstens hat sich eine Besteigung des Bazardüzü in Aserbaidschan hast sehr kostspielig herausgestellt. 700 $ hat die Agentur für eine Expedition zum höchsten Gipfel des Landes verlangt. Das ist pure Abzocke. Eine Besteigung ohne Guide ist zwar gestattet, ich verstehe aber bis heute nicht bei wem ich welche Dokumente beantragen muss. Irgendwann habe ich hier die Geduld verloren und vorübergehend in 2024 darauf verzichtet.

Zweitens stellte sich die Besteigung des Schchara (Georgien) als durchaus schwierig heraus. Die technischen Schwierigkeiten liegen über meinem aktuellen Niveau.

Beide Tatschen führten dazu, dass ich mich Russland und somit dem Elbrus als drittem Berg meiner Kaukasus-Reise zugewendet habe.

Vorbereitung

Mein körperliche Vorbereitung bestand in der Besteigung des Aragaz und des Ararat. Ich habe mich demnach bereits gut akklimatisiert, habe über 4000m geschlafen und auf über 5100m gestanden.

Gute Voraussetzungen für den Elbrus!

Anreise

Für deutsche Staatsbürger ist für die Einreise und den Aufenthalt ein Visum sowie Einladung und Auslandsversicherung erforderlich. In Summe habe ich hier etwa 400 € für alles abgedrückt.

Per Flieger bin ich Anfang August nach Jerewan geflogen und nach Aufenthalten in Armenien, Türkei und Georgien über Tiflis nach Wladikawkas eingereist.

An der Grenze verlief sowohl bei der Einreise als auch bei der Ausreise alles glatt. Wer es aber richtig spannend machen möchte, kann gerne nicht ausreichend Bargeld in Dollar oder Rubel mitbringen. Denn Visa und Mastercard sind in der gesamten russischen Föderation sanktioniert und spucken nicht den kleinsten Taler aus.

Also nehmt ausreichend Dollars mit, sonst reitet Ihr euch gewaltig in die Scheiße!

In Wladikawkas bin ich dann mit einem Taxi nach Azau gefahren, das letzte Dorf am Fuß des Elbrus. Dies hat mich 150 € gekostet. Mit dem Bus wäre es definitiv günstiger gewesen aber die Umstände habe mir das nicht erlaubt.

Man kann als Ausländer, welcher der russischen Sprache nicht mächtig ist auch davon ausgehen, dass man gnadenlos abgezockt wird. Das fängt am Busbahnhof in Tbilisi an und endet dann auch dort wieder, wenn man vom georgischen Minivan-Fahrer ausgenommen wird.

Ich habe die offiziellen Preise des ÖPNV später nochmals online recherchiert und auch im Hotel nachgefragt und bin zur Erkenntnis gelangt, dass ich immer das zweifache bis fünffache gezahlt haben. Das betrifft aber ausschließlich öffentliche Transportdienstleistungen wie Taxis, Minivan oder Busse.

In Azau hatte ich bereits im Vorfeld ein Zimmer reserviert für fünf Tage. Das sollte reichen, um ein gutes Wetterfenster zu bekommen.

Aufstieg

Nach meiner turbulenten Anreise lässt die nächste Herausforderung nicht lange auf sich warten.

Ich stehe am Schalter der Liftanlagen und versuche herauszufinden, warum der Zustieg gesperrt ist.

Möchte man den Elbrus von Süden besteigen, dann führen zwei Weg zu den berühmten Diesel-Hütten. Von dort aus geht es dann weiter auf einer Route Richtung Westgipfel.

Am Schalter wird nicht bis nur sehr wenig englisch gesprochen. Ich bin gefühlt der einzige Ausländer hier. Was ich verstehe ist, dass beide Wege gesperrt sind aufgrund von Bauarbeiten und es zu gefährlich ist, daher die Sperrung.

Den Gedanken einen dieser einfach trotzdem bei Nacht zu gehen verwerfe ich schnell. In Russland ist es keine gute Idee gegen die Regeln zu verstoßen.

Ich verstehe auch, dass ich mit einen Ski-Pass kaufen muss, um mit dem Lift auf 3800m zu fahren. Von dort darf ich dann zum Gipfel starten.

Am Ende zahle ich 3000 Rubel für diesen Ski-Pass und kehre vorerst in mein Hotel zurück.

Ein kleiner Rückschlag, da ich vom Hotel aus starten wollte und die gesamten Höhenmeter machen wollte.

Aber gut, wenn das die Rahmenbedingungen sind, soll es wohl so sein.

Der erste Lift startet um 9 Uhr und bringt mich in knapp 50 Minuten und drei Mal umsteigen auf 3800m.

Es ist um diese Zeit schon ein reger Betrieb am Berg. Ein Schneemobil nach dem anderen rast an mir vorbei.

Zudem bringen große Pistenraupen dutzend Gäste auf eine Höhe von 5000m, wo diese dann nur noch die restlichen 650m machen müssen.

Ein heilloser Lärm herrscht hier oben. Die Russen rasen wie verrückt und dicht an den aufsteigenden Bergsteigern und Touristen den Berg hoch und runter.

Für mich gestaltet sich der Aufstieg nach einer gewissen Zeit auch als extrem zäh und kräfteraubend.

Es herrschen seit früh morgens Windgeschwindigkeiten von 50 – 80 km/h. Zeitweise wird da immer frustrierende für mich und ich werde immer langsamer.

Ich sehe immer wieder kleine Gruppen die umdrehen, wobei ich nicht weiß, ob diese sich auf einer Akklimatisationstour befinden.

Nach einem zähen Aufstieg gelange ich auf die kleine Ebene auf 5000m, wo die Gäste der Planierraupe abgeladen werden. Die letzte Raupe macht sich hier soeben auf den Weg nach unten.

Nach einer kurzen Pause mit Getränk und Energieriegel steige ich weiter auf bis ich auf eine Zweiergruppe von Russen treffe, die sich ebenfalls im Aufstieg befinden. Sie lassen mich passieren und folgen mir langsam.

Mittlerweile bin ich auch am Sattel auf 5300m angekommen. Ich muss mir eingestehe, dass ich ziemlich erschöpft bin, gehe aber trotzdem weiter. Die lange Anreise, der ganze Aufwand und die Kosten.

Ich gebe alles an Kräften was ich noch habe und erreiche gegen 17 Uhr als letzter den Gipfel.

Der Rest ist Emotion pur!

Unfassbar was der Körper in solch einem Moment an Glückshormonen ausschütten kann.

Nach Westen kann ich meinen Blick überhaupt nicht richten, da der Wind so schmerzhaft stark aus dieser Richtung pfeift. Aber im Osten erheben sich viele schroffe und hohe Gipfel des Kaukasus.

Ich bin 30 Minuten am Gipfel und trete dann den Rückweg an. Auf dem Weg nach unten treffe ich auf einen der beiden Russen der soeben auch den Rückweg antritt. Heute kein Gipfel für Ihn.

Ich folge Ihm noch einige Meter da er sehr wacklig auf den Füßen steht. Nachdem er mir mehrfach bestätigt, dass alles in Ordnung sei, steige ich weiter ab bis ich Ihn irgendwann aus dem Blickfeld verliere. Hoffentlich schafft er es noch heil nach unten, denke ich.

Nächte am Berg

Gegen 16:30 Uhr fährt der letzte Lift wieder zurück ins Tal.

Den Elbrus innerhalb diesem Fenster zu besteigen ist für mich praktisch unmöglich. Das war mir schon im Vorfeld bewusst gewesen.

Daher habe ich mir einen Schlafsack und eine Isomatte eingepackt und plane mich nach meiner Besteigung irgendwo zwischen die Felsen zu legen.

Im Aufstieg habe ich auf 4200m westlicher Seite des Weges mehrere Zelte entdeckt. Hier mache ich es mir nun gemütlich und möchte gerade schlafen, doch plötzlich kommen zwei Russen auf mich zu und fragen mich wo mein Zelt sei.

Ich versuche Ihnen zu erklären, dass das schon so passt ohne Zelt und Biwaksack.

Man muss sich diese Situation so vorstellen. Ich liege in meinem Schlafsack, hundemüde und möchte schlafen. Dann kommen zwei Russen, die mich zuerst auf russisch zureden und dann über Google Translator mir hartnäckig erklären, wenn ich hier liegen bleibe wache ich morgen nicht mehr auf. Ich antworte mit Google Translator und sage, es soll nicht so kalt werden und ich bin hier windgeschützt. Sie antworten mit Google Translator, das sei nicht normal, ich solle absteigen.

Man ist in dieser Angelegenheit extrem hartnäckig also packe ich meine Sachen ein und steige weiter ab in der Hoffnung noch irgendwo einen letzten Schlafplatz zu ergattern.

Es ist mittlerweile 21 Uhr. Die Sicht ist auch stark eingeschränkt, da eine nasse Wolkendecke in diesem Teil des Berges hängt.

In der Ferne kann ich doch ein kleines Licht erkenne auf das ich mich zubewege.

Schließlich habe ich Glück und bekommen doch noch einen Schlafplatz und zwar im Bettenlager von Russen die am Berg arbeiten. In einem kleinen gemütlichen Hochbett schlafe ich neben Einheimischen nach einem langen und glücklichen Tag ein.

Was für ein Tag, was für ein Leben, was für ein Glück!

Fazit

Der Aufstieg zum Elbrus ist relativ einfach. Kletterstellen oder technisches Schwierigkeiten gibt es nicht.

Die Schwierigkeit besteht darin, die Höhe und Kälte vertragen zu können.

Am Ende des Tages war die Reise nach Russland und die Besteigung des Elbrus mit das abenteuerlichste, was ich im Jahr 2024 gemacht habe.

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